Das Steinerne Tor: Hoffnung (German Edition) by Pia Guttenson

Das Steinerne Tor: Hoffnung (German Edition) by Pia Guttenson

Autor:Pia Guttenson [Guttenson, Pia]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-09-01T16:00:00+00:00


Unfreiwillig auf Freiersfüßen

Der dritte Tag war in Tichin angebrochen. Man hatte sie zwar aus dem Arrest ihres Zimmers entlassen. Eine Erklärung blieb man ihnen jedoch schuldig. Noch immer waren auffällig viele Wachen in ihrer Nähe, egal wohin sie sich bewegten. Erschwerend kam Juls seltsames Benehmen hinzu. Die Elfe zickte und intrigierte hinter seinem Rücken, wo sie nur konnte. Ihm war, als erkenne er Jul, mit der er aufgewachsen war, nicht wieder. Sie schien die Einzige von ihnen zu sein, die mehr Freiräume hatte. Immer wieder sah er sie mit seltsamen Gestalten unweit der Stallungen.

Natürlich war auch Thanna an einer baldigen Rückkehr zu seiner Liebsten gelegen. Jedoch ließ er dies niemanden spüren. Hier im tiefsten Gebirge von Tichinagold schien ihm Lichterwald unerreichbar weit entfernt zu sein. Er traute keinem der Zwerge mehr.

Die Königin schien Berater um sich zu haben, die nicht gewillt waren, in einen Krieg zu ziehen.

Seufzend spritzte sich Thanna eine Handvoll warmes Wasser ins Gesicht. Der Spiegel zeigte ein müdes, narbendurchzogenes Antlitz, mit Augen, unter denen tiefe Ringe lagen. Sachte fuhr er die gefühllosen Linien, die ihn entstellten, nach.

Damals war sein Erkundungstrupp in einen Hinterhalt der Moorguhls geraten. Eine Welle des Hasses schoss in ihm empor. Säure und scharfe Klingen hatten das, was der Spiegel zeigte, von ihm übrig gelassen.

Wie jung und dumm ich doch war!, dachte er. Seine Hände klammerten sich krampfhaft am Tisch fest. Seinem Mut ebenso wie seinem Starrsinn hatte er es zu verdanken, dass er überlebt hatte. Qualvolle Stunden der Folter hatte er überstehen müssen und schließlich hatten sie nur ihn am Leben gelassen. Seine Aufgabe war es, seinem Volk eine Nachricht der Moorguhls zu überbringen. Die lautete: Wir sind keine dummen, schwachen Monster, sondern eine gleichermaßen starke sowie intelligente Spezies! Der Preis seines Lebens war die entstellte Gesichtshälfte und seine verschandelten Hände.

Er seufzte laut, kehrte in die Gegenwart zurück. Er sah aus einem der bunten Glasfenster, das den Blick auf den von Buchshecken und blühenden Sträuchern umrandeten Schlossgarten freigab. Dort bemerkte er Roark, der mit Königin Thorgard im Garten spazieren gingen. Die Beiden schienen in ein angeregtes Gespräch vertieft zu sein. Der junge Zwerg hatte seine Hände hinter dem Rücken verschränkt, lauschte scheinbar andächtig einer halb hinter ihrem Fächer versteckten Königin. Irgendetwas ließ ihn ahnen, dass diese lächelte.

Die drei Zofen, die den Anstand waren sollten, eilten weit abgeschlagen hinter ihnen her. Bei der Göttlichen Blume, steckte Roark jetzt auch mit seinesgleichen unter einer Decke? Ihm war, als wolle sein Herz stehen bleiben.

„Mach mir ja keinen Kummer, du dummer, kleiner Milchbart“, brummte er kopfschüttelnd. Verflucht. Er hatte genügend andere Probleme.

Ein energisches Klopfen an der Tür verdarb ihm weitere Beobachtungen. Er hatte so eine Ahnung und rief deshalb laut: „Komm schon rein, Jul.“

Ihr verdutztes Gesicht erschien im Türspalt. „Ähm, störe ich dich etwa, Thanna?“, fragte sie pikiert.

Wenn man verkniffene Weiber mag, die in einem Fort nörgeln, dann nicht!, dachte er bei sich, sagte aber: „Nein, wie kommst du darauf?“

Sie zuckte mit den Schultern und ließ sich ungefragt auf sein Bett fallen. „Ich habe ein Gespräch mit diesem Mola mitbekommen und …“

„Du meinst den Hofmarschall?“, hakte er nach.



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